Die Geschichte von der kleinen grünen Gießkanne
Es war einmal eine kleine Grüne Gießkanne, die stand in einem Regal in dem kleinen Gartenladen der Frau Stein in Kleindorf.
In diesem Laden gab es alles, was die Mütter, Väter, Omas, Opas, Kinder, also was die Einwohner von Kleindorf für ihren Garten oder den Balkon oder die Blumenkästen brauchen.
Im Frühjahr und im Sommer kann man in dem kleinen Laden vor Leuten kaum treten, jetzt aber, wo Herbst und Winter vor der Tür stehen und es draußen ungemütlich kalt ist, steht nur Frau Stein hinter dem Ladentisch, wartet und erledigt kleinere Arbeiten, zu denen sie sonst nicht kommt. Auch eine kleine, grüne Gießkanne, die erst kürzlich mit einer Warenlieferung eingetroffen ist, wartete im Regal auf jemanden, der sie kauft und mit zu sich nach Hause nimmt.
Anfangs fand die Gießkanne alles toll. Sie konnte sich mit der Schubkarre, der Harke und der großen Laubtüte unterhalten. Die wurden jedoch gestern verkauft, denn es war ja Herbst und und es gab jede Menge Laub in den Gärten und auf den Wegen. Nun steht die kleine Gießkanne fast allein im Regal und lässt traurig die Gießtülle hängen.
Da kommt Frau Stein und fragt: „Na meine kleine, warum schaust du so traurig?“
(Ihr müsst wissen, dass in meinen Geschichten die Menschen mit Tieren und Gegenständen sprechen können.)
Die Kanne schaut auf und sagt: „Alle anderen wurden verkauft, nur ich stehe noch hier. Warum braucht mich denn keiner?“
Frau Stein denkt kurz nach und dann sagt sie zur Gießkanne: „Schau mal, im Herbst und im Winter verblühen die Blumen und die Bäume werfen ihre Blätter ab, damit sie im Winter nicht so viel Wasser verbrauchen und genau das ist es. Wenn keine Blumen mehr wachsen und die Bäume kahl sind, braucht man sie nicht zu gießen und somit braucht man auch keine kleine Gießkanne für den Garten, verstehst du?“
Die Gießkanne hört geduldig zu und erwidert dann: „Aber ich habe von der Schubkarre gehört, dass die Menschen in ihrer Wohnung auch Blumen und sogar kleine Bäumchen haben. Um denen frisches Wasser zu geben braucht man doch auch eine Gießkanne.“
„Da hast du natürlich recht meine Kleine“, sagt Frau Stein, „du bist zwar eine kleine Gießkanne, aber für die Wohnung doch etwas zu groß.“
Ihr könnt euch vorstellen, dass die kleine Kanne dadurch nicht fröhlicher wurde.
So verging Tag um Tag, die Ladentür ging bimmelnd auf und wieder zu, bis dann, der Herbst war schon fast zu Ende, der Opa von Katrin in der Tür stand und Frau Stein fragte: „Haben sie noch die kleine grüne Gießkanne? Meine Enkeltochter Katrin hat sie hier durch ihr Schaufenster im Regal gesehen und ich würde sie ihr gerne zum Geburtstag schenken.“
Jetzt könnt ihr euch sicherlich vorstellen, wie aufgeregt die kleine Gießkanne war, als sie das hörte und wie glücklich auch Frau Sein darüber war.
Die kleine Gießkanne wurde aus dem Regal genommen und schön verpackt. Der Großvater bezahlte, legte sie in seinen Fahrradkorb und fuhr nach Hause.
Dort angekommen nahm er das Päckchen und brachte es erst mal in den Keller.
Huh, wie war es dort dunkel. Die Gießkanne bekam zwar etwas Angst, doch freute sie sich auch auf Katrin.
Am 10. November hatte Katrin dann Geburtstag und da bekam sie dann vom Großvater die Gießkanne geschenkt. Sie freute sich riesig über das Geschenk und wollte am liebsten sofort mit dem Gießen anfangen, aber dafür war es Draußen schon zu winterlich, denn es war ziemlich kalt und der erste Schnee war gefallen. So wurde die kleine Gießkanne erst einmal wieder in den Keller gebracht.
Wieder vergingen Tage und keine Katrin kam in den Keller, um die kleine Kanne zu sehen und mit ihr in den Garten zu laufen. Plötzlich raschelte es in einer Kellerecke und eine kleine Maus hüpfte auf das Regalbrett, auf dem die kleine grüne Gießkanne steht.
„Hallo“, sagte die Maus, „mein Name ist Pieps und wer bist du?“
„Ich bin Katrins kleine grüne Gießkanne und in diesem Augenblick traurig.“
„Warum bist du traurig?“ fragt Pieps.
„Ich stehe hier genauso einsam herum wie in dem Laden von Frau Stein.“
Die kleine Gießkanne lässt wieder die Gießtülle hängen und fängt leise an zu weinen.
„Hör mal“, sagt Pieps, „du bist doch eine Gartengießkanne für die Blumen und Pflanzen im Garten. Die brauchen doch aber im Winter kein Wasser, denn da liegt Schnee und es ist kalt. Weißt du denn nicht, dass jetzt Winter ist?“
„Nein“, sagt die kleine Gießkanne, „woher soll ich denn den Winter kennen, wenn ich doch erst vor kurzer Zeit gebaut wurde und seit dem immer nur in irgendwelchen Regalen rumstand.
„Dann werde ich dir mal einiges über den Winter und die anderen Jahreszeiten erzählen, die du ja dann auch nicht kennen wirst.“
„Da gibt es als erstes den Frühling. Das ist die Jahreszeit in der alles zum Leben erwacht. Die Temperaturen werden angenehmer, denn es wird wärmer und das hat zur Folge, dass die Natur aufblüht. Neue Pflanzen und Lebewesen erscheinen auf der Bildfläche der Erde und man hat das Gefühl, das alles lockerer und leichter funktioniert.
Dann folgt der Sommer. Die Natur nutzt diese Zeit zum Reifen und dazu sind die hohen Temperaturen und der warme Sommerregen bestens geeignet.
Danach folgt der Herbst. Das ist die Zeit in der die Natur ausgereift ist und die Früchte geerntet werden können. Die Temperaturen sinken und es wird windiger. Der Wind ist wichtig, denn er hilft bei der Ernte der reifen Früchte und er hilft den Bäumen und Sträuchern das Laub abzuwerfen, denn der Winter steht vor der Tür und da soll keine unnötige Kraft mehr vergeudet werden, um diese Jahreszeit unbeschadet zu überstehen.
Der Winter ist die Zeit, in der die Natur quasi eingefroren wird. Es herrscht eisige Kälte und die Natur wird mit Schnee überdeckt. Dieser Schnee sorgt dafür, dass ganz niedrige Temperaturen den Pflanzen im Erdreich nichts anhaben können.“
So erzählte das kleine Mäuschen der Gießkanne noch lange über die Jahreszeiten mit allen ihren Vor- und Nachteilen. Sie vergaß auch nicht die Lebewesen mit einzubeziehen. Die kleine grüne Gießkanne hörte mit weit aufgerissenen Augen zu, doch nach einiger Zeit fielen ihr diese dann doch zu und sie schlief ein.
Mäuschen Pieps sah, dass die Gießkanne eingeschlafen war, kroch hinein und tat es der Gießkanne gleich.
Es vergingen viele Tage und Wochen, bis nach einer langen Nacht die kleine Gießkanne heftig anfing zu schaukeln. Was war los, gibt es etwa ein Erdbeben? Nein, da war Katrin in den Keller gekommen, um das erste Mal mit ihrer neuen Gießkanne die Blumen zu gießen. Draußen war herrliches Wetter, die Sonne schien und man konnte ohne Mantel im Garten herumspazieren. Pieps atmete die frische Luft und wollte sich gerade wieder in den Schlaf schaukeln lassen, als ihr schlagartig bewusst wurde, dass ja Katrin jetzt gleich Wasser in die Kanne füllen würde und das wäre für Pieps nicht so schön. Also sprang Pieps noch gerade rechtzeitig aus der Kanne und versteckte sich in einem Mauseloch, denn Kater Purzel war sicher auch schon im Garten und dem wollte sie nicht über den Weg laufen.
Katrin ging mit der Gießkanne zum Wasserhahn und goss sie richtig voll. Dann lief sie zum Großvater und fragte ihn, welche Blumensamen jetzt Wasser brauchen. So lief sie viele Male durch den Garten und der Tag neigte sich schon zur Neige, als Katrin die Gießkanne abtrocknete und dann sorgfältig wieder im Kellerregal abstellte. Sie war überglücklich, jetzt dem Großvater besser im Garten helfen zu können, gab dem Opa noch einen dicken Kuss, bedankte sich damit noch einmal für das wunderschöne Geschenk und verschwand in ihrem Zimmer.
Als es im Haus ruhiger wurde und auch Kater Purzel sich in sein Körbchen verzogen hatte, legte sich Pieps wieder in die kleine grüne Gießkanne. Beide konnten die Augen kaum noch aufhalten und schliefen sofort ein.
So hatte also unsere kleine grüne Gießkanne endlich auch ein schönes neues Zuhause gefunden und dort befindet sie sich sicherlich auch heute noch, außer Katrin hat sie in ihre eigene Familie mitgenommen und eines ihrer Kinder benutzt sie zum Blumen gießen.
Dies war sie erste Geschichte von der kleinen grünen Gießkanne.
Bis zum nächsten Mal, Euer Geschichtenpapi.